Vor Jahren war der Wald noch ein Wald. Und man sah über den Wäldern zahlreiche Greifvögel wie Bussarde, Rot- und Schwarzmilane, Wespenbussarde und noch viele andere Arten, die ihre Kreise zogen. Manchmal konnte ich über 20 hiervon am Himmel zählen. Heute sehe ich keine mehr. Wo sind sie geblieben?
Und in der Abenddämmerung konnte man zahlreiche Fledermäuse entdecken, geschützte, streng geschützte, vielerlei Arten... Und heute flattern keine mehr in der Luft.
Wo sind sie geblieben?
Der Mensch greift in die Natur ein, raubt den Tieren die Lebensgrundlage und das aus ökologischen Gedanken heraus. Was für ein Frevel!
Es stimmt mich immer sehr traurig, wenn ich durch den Wald gehe und sehe in welchem Zustand sich dieser befindet. Durchsetzt mit zahlreichen Rückewegen, tiefe Furchen, wo nichts mehr wächst. Der Wald scheint kein Wald mehr zu sein, sondern – wenn überhaupt - lediglich noch etwas „parkähnliches“ mit einigen dünnen Baumstämmchen, die inzwischen vertrocknet sind. Begründet wird dies von den Waldbesitzern als notwendige Forstwirtschaft und die Bestrebungen der anscheinend ökologisch denkenden Politiker geht in dieselbe Richtung.
Wird der Wald zerstört, so wird den Tieren die existenzielle Lebensgrundlage genommen und durch industrielle Windenergieanlagen werden sie selbst zerstört. Daneben wird durch den Bau von riesigen Industrieanlagen ein zuvor intaktes Ökosystem ausradiert und ein natürlicher Kohlenstoffspeicher vernichtet. Der Waldboden mit den Hunderten von Tieren, die dort leben, wird ebenfalls unwiederbringlich zerstört.
Einzelne Anpflanzungen sind durch die Dürrejahre vertrocknet und übrig bleibt eine traurige verödete Landschaft. Das ist eine gescheiterte Forstwirtschaft, die sich vom Prinzip der Nachhaltigkeit und Klimarelevanz verabschiedet hat.
Das Wirtschafts- und Umweltministerium legte am 04.04.22 ein Eckpunktepapier vor, indem es den Konflikt zwischen Energiewende und Artenschutz lösen möchte. Aber das Ziel wird leider verfehlt!
Der Biologe Dr. Wolfgang Epple, Wissenschaftlicher Beirat der Naturschutzinitiative äußerte sich hierzu: „Das Papier steht nicht auf dem Boden der Erkenntnisse der aktuellen faunistischen Feldforschung. Es missachtet das „Helgoländer Papier“ der Arbeitsgemeinschaft aller Staatlichen Vogelschutzwarten. Nicht berücksichtigt werden gesicherte Erkenntnisse aus der ökologischen Wissenschaft zur Biologie, Verbreitung und Fortpflanzungsstrategie von Wildtieren, die zeigen, dass die Fragmentierung von Habitaten, Arealen und Beständen geschützter Arten zu einer Verschlechterung guter Erhaltungszustände führt und die Sicherung der genetischen Vielfalt gefährdet.“ Hierzu ist auch der Flächenverbrauch der erneuerbaren Energien zu nennen, wie z. B. Freiflächenfotovoltaik oder den Anbau von Bioenergiepflanzen, sowie den Ausbau von Biogasanlagen.
Das Eckpunktepapier ist verfassungsrechtlich höchst bedenklich. Die Schutzgüter des Art. 20a des Grundgesetzes (Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und der Tiere im Sinne der Verantwortung für künftige Generationen) gehören zum Ziel, das der Staat einzuhalten hat. Wir können behaupten, dass wir uns inmitten einer ökologischen Krise befinden. Beispiele sind das Artensterben, der Verlust an Biodiversität, ausgelöst durch fortschreitende Zerstörung von Lebensräumen und durch die industrielle Landwirtschaft mit allen ihren negativen Begleiterscheinungen. Der Ausbau von Industrieanlagen in Wäldern und in freier Natur gefährden die Biodiversität und daher auch die Lebensgrundlagen von Menschen und Tieren.
Wo sind sie geblieben?
Die Menschen, die in den Wäldern, in der Natur zur Ruhe, zur Besinnung, zur Stille kommen möchten?
Ja, sie gibt es noch...! Neben der digitalen Welt suchen Menschen den Kontakt mit dem Lebendigen draußen, um sich selber zu finden. Mystiker aller Kulturen, Religionen und Zeiten haben erfahren, dass ein Leben im Einklang mit der Schöpfung den Menschen aus der inneren Unruhe und Isolation wieder zur inneren Sammlung, zu einem zentrierten und bewussten Leben bringen kann. Ein Mystiker, Bernhard von Clairvaux (1153), beschreibt das so: „Glaub mir, ich habe es erfahren, du wirst mehr in den Wäldern finden als in Büchern... was kein Lehrmeister Dir zu hören gibt.“
So hoffe ich, dass es in unseren Gegenden noch alle die Wald besitzen, die ihren Wald forstwirtschaftlich nicht ausbeuten, sondern den Wald und die Natur sich selber „leben“ lassen, den Tieren Lebensräume erhalten und somit einen Hoffnungsbeitrag für alles Lebende leisten.