Projekt Renaturierung Nebenbahn Langenburg - Stellungsnahme

 

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Einwendungen gegen die Reaktivierung der „Nebenbahn Blaufelden-    Gerabronn-    Langenburg“ aus Naturschutz-fachlicher und ökonomischer Sicht.

Sehr geehrte Vorstände und Mitglieder im Förderverein „Nebenbahn Blaufelden-Gerabronn-Langenburg“, mit großem Interesse haben wir die auf der Homepage des Fördervereins (https://www.nebenbahn.info/) und in der Lokalpresse (Hohenloher Tagblatt vom 08.09. und 12.09.2022) erfolgte Berichterstattung über die am Sonntag, den 11.09.2022

  • anlässlich des Bahnhoffestes Gerabronn
  • und im Rahmen der „Tour de Hohenlohe“

durchgeführte Veranstaltung verfolgt, bei dem den Berichten zufolge der Vereinsvorstand Marc Müller in Anwesenheit 

  • des Verkehrsministers von Baden-Württemberg, Winfried Hermann/MdL (Grüne)
  • und der Wahlkreis-Abgeordneten:
    • Jutta Niemann/MdL (Grüne)
    • Katherine Kern/MdL (Grüne)
    • Harald Ebner/MdB (Grüne)
    • Arnulf von Eyb/MdL (CDU)
    • Christian von Stetten/MdB (CDU)
    • Kevin Leiser/MdB (SPD)

sowie des Bürgermeisters von Gerabronn Herr Christian Mauch, den Stand

  • der Bahnhofsanierung in Gerabronn
  • sowie der Streckenreaktivierung

vorgestellt hat.

Auf der Homepage des Fördervereins heißt es dazu:

“Minister Hermann bescheinigte der Initiative eine sehr gute Arbeit und gab einer baldigen Inbetriebnahme der Nebenbahn Hoffnung. Die Abgeordneten Niemann, von Eyb, von Stetten und Leiser sowie Bürgermeister Mauch begrüßten die Anwesenden ebenfalls mit sehr positiven und optimistischen Worten zur Reaktivierung der Nebenbahn Blaufelden – Gerabronn – Langenburg“.

 

Die beabsichtigte Reaktivierung der Nebenbahnlinie zwischen Gerabronn und Langenburg lehnen wir entschieden ab und begründen dies nachfolgend.

Der Heimatvogelschutz Langenburg e. V. hat bereits im Sommer 2018 konkrete Ideen zur Erhaltung des Grüngürtels zwischen Langenburg und Ludwigsruhe     entwickelt und dies dem Bürgermeister von Langenburg, Herrn Wolfgang Class, persönlich unterbreitet.

Die in den Vorjahren wegen

  • … exorbitanter jährlicher Betriebsverluste,
  • … mangels Finanzierungsalternativen mit immensem Investitionsstau und großem Rückstand beim Wartungs- und Instandhaltungsaufwand versehene,
  • … stark nachlassender Fahrgastzahlen
  • … unter der Woche ruhendem, nur an Wochenenden und Feiertagen für Hobby- und Freizeitradler aufrecht erhaltenem Nebenstrecken-Bahnbetrieb und deshalb hohem Anfall von zu „tiefroten“ Betriebsverlusten führenden Leerkosten bzw. Fixkosten
  • … und deshalb zu Recht stillgelegte Bahnlinie

ist inzwischen bewachsen mit Bäumen, Büschen, Gräsern und Kräutern.

Es sind zahlreiche, sich selbst überlassene und organisch gewachsene Biotope entstanden, die der Biodiversität und als Habitat für viele Arten dienen. Dieses selbst entstandene Grün bietet Schutz- und Lebensräume sowie Brutmöglichkeiten, Nahrungshabitate und Rückzugsgebiete für zahlreiche Vogelarten (z. B. wurde dort auch der Neuntöter gesehen), Eidechsen und Insekten. Zahlreiche Bilder bestätigen dies.

Wir fordern daher, dass in diese entstandene und selbst gewachsene Natur nicht eingegriffen oder diese gar zerstört wird und dass keine Wiederaufnahme des Nebenbahnverkehrs erfolgt, die diese Natur irreparabel und dauerhaft zerstören würde. Im Klartext: Wir fordern die Erhaltung dieses inzwischen selbst gewachsenen Grünstreifens.

Die Vegetation muss erhalten bleiben von Nussbäumen, Kirschbäumen, Ebereschen und auch Kräuter wurden entdeckt, wie z. B. Echte Schafgarbe, Buntnessel, Odermennige, Brennnessel, Taubnessel, Wicken, Gräser: besonders und viele, und auch Ackerschachtelhalm. Das alles kann man bis zur Wegmarkierung Nr. 10/1     bestaunen.
Ab dieser Wegmarkierung Nr. 10/1 in Richtung Ludwigsruhe wurden die Pflanzen vergiftet, abgetötet und abgeholzt. Hier wäre eine umgehende Renaturierung     sinnvoll und angebracht.

In diesem Zusammenhang ist zu fragen,

  1. wer für diese ab Wegmarkierung Nr. 10/1 festzustellende Abholzungs- und Zerstörungsaktion verantwortlich ist und sie angeordnet hat,
  2. wer sie durchgeführt hat,
  3. ob dafür eine verantwortliche Genehmigung
  4. und ein zuvor erstellter Umweltprüfungsbericht mit welchen Ergebnissen vorlag?

Diesbezüglich bitten wir diejenigen staatlichen Stellen (zuständige Bürgermeisterämter, Landratsamt Schwäbisch Hall, Umweltmeldestelle beim Umweltministerium Baden-Württemberg) um unverzügliche Aufnahme von Ermittlungen und Mitteilung der Ermittlungsergebnisse,

  1. auf deren Gemarkung die ab Wegmarkierung Nr. 10/1 festzustellenden Naturzerstörungen erfolgt sind und
  2. um eine Stellungnahme des für die Natur-Überwachung zuständigen Umweltamts beim Landratsamt Schwäbisch Hall zu diesen Vorgängen.

Anstelle einer mit unverhältnismäßig hohem

  • einmaligem (bspw. wegen Investitionen in Gleisanlagen, Bahnhofsgebäude, Lokomotiven / Zugmaschinen und Wagen, Betriebshallen zur Reparatur und Inspektion etc.)
  • bzw. dauerhaften (bspw. wegen Finanzierung des Schienenverkehrs, Abschreibungen, Finanzierungsaufwand, Personalkosten, Instandhaltung und Wartung etc.)

finanziellen und zu Lasten der Allgemeinheit = des Steuerzahlers für die Reaktivierung der Nebenstrecke anfallenden Kosten in Millionenhöhe, ist eine mit vergleichsweise nur geringem Aufwand verbundene Renaturierung des mutwillig zerstörten Grüngürtels Richtung Ludwigsruhe aus Sicht der Allgemeinheit vorzuziehen.

Dies insbesondere, als in unmittelbarer Umgebung in Vorjahren unter politischer Verantwortung der Grünen, SPD und CDU über 12 Windindustrieanlagen der EnBW

  • unter eklatanter Missachtung von Naturschutzgesetzen
  • bei verlegenem Wegsehen behördlicher Umweltämter

im dafür großflächig abgeholzten „Brüchlinger Wald“ und weitere Windindustriezonen sowie bereits bestehende und noch geplante Biogas- und Photovoltaikanlagen anderer Vorhabensträger errichtet wurden bzw. noch in Planung sind, wodurch der Natur- und Artenschutz in Hohenlohe ein weiteres Mal dauerhaft und irreparable „Schädigungen“ erleidet, von dem er sich kaum mehr erholen dürfte.

Angesichts dieser Vorbelastungen wäre ein weiterer durch die Renaturierung hinzukommender - den dort schon vorhandenen Lebensraum für Tiere und Pflanzen ergänzend – angebracht!

Außerdem ist äußerst fraglich, ob eine gemäß Homepage des Fördervereins nur für Wochenendverkehr - hauptsächlich an lediglich 4 bis 5 Monaten im Sommer und Herbst - überwiegend für Freizeit- und Hobby-Radler mit Millionenaufwand reaktivierte Nebenbahn sich als attraktiv erweist, wenn die geplante Nebenbahnstrecke durch eine weitgehend ausgeräumte, den Natur- und Artenschutz an den Rand drängende windkraft-industrielle Gewerbezone mit mehreren bis zu 250 m hohe   Windindustrieanlagen - jede davon höher als der Stuttgarter Fernsehturm, der Kölner Dom oder das Ulmer Münster - sowie an Biogasanlagen und Freiflächen-    Fotovoltaik-Anlagen vorbei führt.

Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass es in Langenburg keinen „Bahnhof“ gibt, dessen Bau die Infrastrukturkosten weiter massiv erhöhen würde.

Schon im Juni 2022 hat der Heimatvogelschutz Langenburg e. V. Kontakt mit

  • dem Landschaftserhaltungsverband für den Landkreis Schwäbisch Hall, Herrn Raidt,
  • der Unteren Naturschutzbehörde, Herrn Hohmann
  • sowie mit dem Umweltzentrum Herrn Martin Zorzi

aufgenommen.
Vor den zu erwartenden Stellungnahmen der Naturschutz Fachverbände ist eine Ortsbesichtigung der bewachsenen Bahnlinie vorgesehen.

Erst recht ist die geplante Reaktivierung der Nebenstrecke aus betriebswirtschaftlicher und finanzieller Sicht klar abzulehnen.

Angesichts der extremen Belastungen des Bundes und des Landes und der dadurch verursachten, sich auch zu Lasten der nachfolgenden Generationen negativ auswirkenden finanziellen Schieflage der Haushalte auf kommunaler, Landes- und Bundesebene ist ernsthaft zu fragen, ob der am 11.09.2022 beim Bahnhofsfest in Gerabronn

  • anwesende Landesverkehrsminister Winfried Hermann/MdL (Grüne)
  • und die ebenfalls anwesenden Wahlkreis-Abgeordneten
    • Jutta Niemann/MdL (Grüne)
    • Katherine Kern/MdL (Grüne)
    • Harald Ebner/MdB (Grüne)
    • Arnulf von Eyb/MdL (CDU)
    • Christian von Stetten/MdB (CDU)
    • Kevin Leiser/MdB (SPD)

bei ihren Wahlgeschenke-Versprechungen zur Reaktivierung / Finanzierung der Nebenbahn Blaufelden - Gerabronn - Langenburg angesichts der auf der Homepage des Fördervereins zitierten Äußerungen wie

“Minister Hermann bescheinigte der Initiative eine sehr gute Arbeit und gab einer baldigen Inbetriebnahme der Nebenbahn Hoffnung. Die Abgeordneten Niemann, von Eyb, von Stetten und Leiser sowie Bürgermeister Mauch begrüßten die Anwesenden ebenfalls mit sehr positiven und optimistischen Worten zur Reaktivierung der Nebenbahn Blaufelden - Gerabronn - Langenburg“

jedes „Maß und Mitte“, jede „Bodenhaftung“ und jeden Realitätssinn verloren haben.

Des Weiteren ist zu fragen,

  • ob und inwieweit sich der Förderverein dazu bereit erklärt, als Hauptnutzer einen namhaften finanziellen Beitrag von mindestens 50 % des nicht durch Zuschüsse für die Investitionen und anschließendem jährlichem Geschäfts-Verlustbetrieb gedeckten Finanzbedarfs zu leisten, falls die Reaktivierung der Nebenstrecke tatsächlich erfolgen sollte,
  • und wie hoch die hoffentlich bereits angesparten Rücklagen des Fördervereins derzeit sind, die für die Finanzierung eingesetzt werden können?

Überdies ist zu hinterfragen, ob und inwieweit die Stadt- und Gemeindeverwaltungen als Standorte der geplanten Nebenbahnstrecke Blaufelden, Gerabronn und Langenburg sich dazu     bereit erklären, sich zu Lasten ihrer kommunalen Haushalte zur Finanzierung

  • der notwendigen Investitionen
  • und der danach bei Aufnahme des Bahnbetriebs anfallenden jährlichen Betriebsverluste

mit namhaften Summen am Abmangel zu beteiligen, falls eine Finanzierung des Abmangels durch Fördergelder des Bundes und des Landes ausbleiben oder nur in Teilbeträgen erfolgen sollte?

 

Wir bitten um Stellungnahmen

  • des Fördervereins,
  • der Bürgermeister der involvierten Kommunen Blaufelden, Gerabronn und Langenburg,
  • des Landratsamts Schwäbisch Hall
  • des Umweltministeriums Baden-Württemberg (Umweltmeldestelle),
  • des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg
  • und der beim Bahnhofsfest am 11.09.2022 in Gerabronn anwesenden Wahlkreisabgeordneten (Aufzählung vgl. S. 3 dieses Schreibens), die den Zeitungsberichten zufolge „optimistische Äußerungen“ zur alsbaldigen Reaktivierung der Nebenstrecke abgegeben und damit nicht finanzierbare Erwartungen beim Förderverein geweckt haben!

 

Wir bedanken uns für Ihre Bemühungen und verbleiben mit freundlichen Grüßen

Johann Pollanka, 1. Vorsitzender und Manuela Wetzstein, 2. Vorsitzende    

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